Politik

23 000 Menschen demonstrieren in Berlin für bäuerliche Landwirtschaft

Starkes Signal gegen Agrarindustrie


(Quelle: Mario Graß)
(Quelle: Mario Graß)
GDN - Unter dem Motto “Wir haben Agrarindustrie satt!“ haben heute ca. 23 000 Bauern und Verbraucher in Berlin für eine Agrarwende demonstriert. Angeführt von 130 Traktoren zogen sie zum Bundeskanzleramt und forderten von der Bundesregierung die Weichen für eine bäuerliche Landwirtschaft zu stellen.
Quelle: Mario Graß
Der lange Trecker-Konvoi wurde von der Menge auf dem Potsdamer Platz jubelnd empfangen. “Die Bauern stehen in der Mitte der Gesellschaft“, kommentierte Jochen Fritz, Landwirt und Sprecher der Demonstrations-Bündnisses “Wir haben es satt!“ den gemeinsamen Protest. “Die Menschen wollen, dass Bauern und nicht Konzerne ihr Essen erzeugen, sie wollen gesundes Essen, keine Gentechnik auf dem Acker, im Trog und auf dem Teller, sie wollen, dass Tiere auf der Weide grasen können, Schweine auf Stroh stehen und keine Schwänze oder Schnäbel abgeschnitten werden. Und die Bauern sind bereit dafür! Worauf wartet die Bundesregierung?“, so Fritz weiter.
Auch Ottmar Ilchmann, Milchbauer aus Ostfriesland, wertete die große Teilnehmerzahl - eine Gegendemonstration am nahegelegenen Hauptbahnhof, bei der für eine moderne Produktion von Lebensmitteln und für einen Dialog mit der Agrarindustrie eingetreten wurde, versammelte lediglich einige hundert Teilnehmer - als starkes Signal. “Angesichts der katastrophalen und strukturzerstörenden Erzeugerpreise für Milch und Schweinefleisch ermutigen dieser starke Rückhalt und die Wertschätzung der Gesellschaft, den Kampf für den Erhalt unserer Höfe energisch zu führen.“
Quelle: Mario Graß
TV-Köchin Sarah Wiener, hielt eine schwungvolle und optimistische Rede, in der sie einen Umbau des Ernährungssystems forderte. “Wir wollen den Wandel mit Fairness und Genuss! Gute, köstliche Lebensmittel bekommen wir nur, wenn wir achtsam mit unserer Umwelt, den Pflanzen und Tieren umgehen. Wenn wir verstehen, dass wir mit der Natur arbeiten müssen und nicht gegen sie, werden wir die Wertschätzung für das, was uns ernährt wieder erlangen. Davon profitieren die Bauern, die Böden und die Nutztiere.“ Angesicht der übermächtig erscheinenden Agrarindustrie, mit ihren einflussreichen Konzernen, rief sie der Menge vor dem Kanzleramt kämpferisch zu: “Wir sind unsere eigene Lobby!“
Quelle: Mario Graß
Quelle: Mario Graß
Quelle: Mario Graß
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Ein wichtiges Thema auf der Demonstration waren die geplanten Handelsabkommen TTIP und CETA. Hubert Weiger, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), warnte leidenschaftlich vor den derzeit verhandelten Verträgen. “Bäuerliche Betriebe und die Verbraucher sind die Verlierer der Freihandelsabkommen TTIP und CETA. Die Agrarindustrie will über TTIP und CETA Verbraucherschutzstandards senken. Hormonfleisch und Gen-Food ohne Kennzeichnung könnten dann auch in unseren Supermarktregalen landen. Das Gentechnikkapitel in CETA zeigt, dass die EU-Kommission beim Verbraucherschutz zu faulen Kompromissen bereit ist. Anstatt ihn zu schwächen muss die Bundesregierung endlich dafür sorgen, dass der Verbraucherschutz gestärkt wird".
Quelle: Mario Graß
Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, stellte eine eklatante Lücke zwischen einem Wertewandel innerhalb der Gesellschaft, wie sie auch die rege Teilnahme an der “Wir haben es satt“-Demo zeige, und den derzeitigen politischen Realitäten fest. “Dafür sind der Bundesminister und die Bundesregierung verantwortlich. Wir dürfen nicht mehr zulassen, dass diese Bundesregierung im Tierschutz immer rückwärts denkt und damit glaubt, vorwärts zu kommen.“
Chris Methmann, Agrarexperte von Campact, fasste die Demonstration, zu der ein breites Bündnis verschiedener Verbände und Interessensgruppen bereits zum sechsten Mal aufgerufen hatte, zusammen: “Dass Bauern zusammen mit Verbrauchern demonstrieren, Tierschützer mit Tierhaltern, Veganer und Milchbauern zusammen auf die Straße gehen, zeigt: Die Bewegung für eine andere Landwirtschaft kommt aus allen Teilen der Gesellschaft. Zusammen werden wir die Agrarwende durchsetzen. Die sechste “šWir haben es satt“˜-Demo zeigt endgültig: Wir sind gekommen, um zu bleiben!“
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