Musik

“Offensichtlich sollte ich häufiger nach Wuppertal kommen“

Suzanne Vega in Concert


(Quelle: Mario Graß)
(Quelle: Mario Graß)
GDN - Suzanne Vega, die in den 1980er Jahren mit den Hits “Luka“ und “Tom´s Diner“ zum Weltstar wurde, präsentierte bei ihrem Konzert in Wuppertal alte und neue Songs. Nicht nur die Tatsache, dass die Musikerin auf der Bühne ihren Geburtstag feierte, machte den Abend zu einem besonderen Ereignis.
Seit Jahren ziert ein gerahmter und dennoch mittlerweile vergilbter Brief eine Wand in Suzanne Vegas New Yorker Wohnung. Das Schreiben ist eine Liebeserklärung an ihren damaligen Hit “Luka“ und endet mit den Worten “I thank God 4 you“. Der Brief ist nicht nur deshalb so außergewöhnlich, weil er - die wir es heute gewohnt sind, ausschließlich E-Mails, Kurznachrichten oder maschinengeschriebene Schriftstück zu erhalten - mit einer ästhetischen Handschrift geschrieben und einer kleinen, gezeichneten Blume verziert ist.
Ein Blick auf die Unterschrift enthüllt, dass es sich bei dem Absender um keinen geringeren als den kürzlich verstorbenen Prince handelt. Wie Millionen andere war auch der Musiker beeindruckt von Suzannes großem Hit, in dem sie mit glockenklarer, distanzierter Stimme über einen misshandelten neunjährigen Jungen singt. “Fragt mich nicht, was passiert ist, wenn ihr nachts Geräusche von Kämpfen oder Ärger hört.“ Fast 30 Jahre liegt dies mittlerweile zurück.
Quelle: Mario Graß
Geboren wurde Suzanne Nadine Vega auf den Tag genau vor 57 Jahren in Santa Monica. Ihr Album “Solitude Standing“ aus dem Jahre 1987 enthielt mit “Luka“ und “Tom´s Diner“ zwei Welthits und machte Suzanne Vega einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Nach einigen weniger erfolgreichen Alben wurde es ruhiger um die Songwriterin, bis sie 2014, nach siebenjähriger Pause, mit “Tales from the Realm oft the Queen of Pentacles“ ein neues Studioalbum veröffentlichte.
Quelle: Mario Graß
Das Album wurde von Gerry Leonard produziert, der Suzanne auch auf ihrer aktuellen Tournee, die sie an ihrem Geburtstag nach Wuppertal führt, als Gitarrist begleitet. Nach dem Eröffnungssong stimmt das aufmerksame Publikum in der Historischen Stadthalle zur Begrüßung der Wahl-New Yorkerin spontan “Happy Birthday“ an. Diese zeigte sich nicht nur über den freundlichen Empfang erfreut, sondern auch beeindruckt von der imposanten Konzerthalle, die Ende des 18.Jahrhunderts im Stil der Neorenaissance errichtet wurde, weltweit für ihre einzigartige Akustik bekannt ist und mit ihrem prunkvollen Saal in der Tat einen einzigartigen Rahmen für das Konzert der Künstlerin bietet.
Quelle: Mario Graß
Quelle: Mario Graß
Quelle: Mario Graß
Waren Vegas ältere Songs noch zumeist von Traurigkeit und Einsamkeit geprägt, weisen ihre neueren Stücke eine etwas versöhnlichere Stimmung auf und spiegeln Vegas breitgefächerten Musikgeschmack wider. So tauchen mittlerweile neben den typischen Folk-Klängen auch kantige Gitarrenriffs, Bläsersätze oder gar ein Sample des 50-Cent-Hits “Candy Shop“ auf ihren Studioaufnahmen auf.
Quelle: Mario Graß
In Wuppertal beschert sie ihrem Publikum einen entspannten Abend, verzichtet auf überfrachtete Effekthascherei und unterhält ihre Zuhörer mit einer gleichmäßigen Mischung aus alten und neuen, teils noch nicht veröffentlichten, Songs sowie ausführlichen Erläuterungen zu den einzelnen Stücken. So erfährt das Publikum, dass sie den Song “Gypsy“ bereits im Alter von 18 Jahren geschrieben und einem jungen Mann aus Liverpool gewidmet habe, mit dem sie eine kurzzeitige Romanze verband und mit “The Queen and the Soldier“ folgt ein “sehr alter, sehr trauriger und sehr langer Song“ von ihren Debutalbum aus dem Jahre 1988.
Quelle: Mario Graß
Im Oktober wird ein neues, akustisch gehaltenes Album mit dem Titel “Lover, Beloved: Songs from an Evening with Carson McCullers“ von Suzanne Vega erscheinen, von dem das Wuppertaler Publikum mit den Stücken “We of me“, “Harper Lee“ und “Annemarie“ bereits erste Kostproben zu hören bekommt. Diesen brandneuen Songs folgt das Stück “Left of Center“, das in den 1980er Jahren auf dem Filmsoundtrack zu der Komödie “Pretty in Pink“ erschien und im Original von Joe Jackson am Piano begleitet wurde.
Quelle: Mario Graß
Für den folgenden Song, “I never wear white“ aus Vegas letztem Studioalbum, hatte sie sich ursprünglich eine Zusammenarbeit mit dem befreundeten Lou Reed gewünscht, der jedoch verstarb, bevor es zu einer Realisierung der Pläne kommen konnte. Auch wenn man sich die persönliche Verbindung zwischen der sympathisch-freundlichen Musikerin und dem stets übellaunigen Lou Reed nur schwer vorstellen kann, so teilen sie doch die Sympathie für die Außenseiter der Gesellschaft sowie die Liebe zu ihrer Heimatstadt New York.
Quelle: Mario Graß
Quelle: Mario Graß
Quelle: Mario Graß
Quelle: Mario Graß
Zum Abschluss des Konzertes bietet Suzanne Vega den Zuhörern selbstverständlich auch ihre beiden großen Hits “Luka“ und “Tom´s Diner“, worauf das Publikum mit Standing Ovations reagiert, Suzanne Vega sich nicht lange bitten lässt, für einige Zugaben auf die Bühne zurückkehrt und sich erkundigt: “Welchen Song möchtet ihr hören?“. Unter anderem wird lautstark “In Liverpool“ gefordert und bereitwillig erfüllt Suzanne den Wunsch.
Quelle: Mario Graß
Auch nachdem sich Suzanne von ihren Fans verabschiedet hat, das Saallicht aufleuchtet und die Türen des großen Saales in der Wuppertaler Stadthalle geöffnet werden, lässt der Applaus nicht nach und Suzanne kehrt für eine letzte, ungeplante Zugabe zurück. “Offensichtlich sollte ich häufiger nach Wuppertal kommen“, freut sie sich über die Reaktion des Publikums. Zum Ausklang kündigt sie “Undertow“ aus dem Jahr 1984 an, verbunden mit der Hoffnung sie könne sich noch an den Text erinnern, würde sich aber darauf verlassen, dass das Publikum ihr bei Texthängern aushelfen würde. So endet der außergewöhnliche Abend den Suzanne zusammenfasst: “Schöner hätte ich meinen Geburtstag gar nicht feiern können.“
Für den Artikel ist der Verfasser verantwortlich, dem auch das Urheberrecht obliegt. Redaktionelle Inhalte von GDN können auf anderen Webseiten zitiert werden, wenn das Zitat maximal 5% des Gesamt-Textes ausmacht, als solches gekennzeichnet ist und die Quelle benannt (verlinkt) wird.